Parkplatzprobleme sind Raumnutzungs­probleme

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Gehören Sie auch zu den Autofahrern, die bei der Suche nach einem freien Parkplatz einfach zu viel Zeit verlieren? Dann sind Sie wahrscheinlich vorwiegend in größeren Städten unterwegs und kennen die Probleme, die das Autofahren dort mit sich bringt.

Städte sind Orte, in denen bekanntlich vor allem eines knapp und damit teuer ist: Raum.

Insofern stellt der Parkplatz einen durchaus verschwenderischen Umgang mit dem Stadtraum dar:
Als eine „Anlage des ruhenden Verkehrs“ beansprucht der Parkplatz nämlich dauerhaft eine „öffentlich zugängliche Fläche“, um lediglich temporär Straßenfahrzeuge abzustellen (vgl. Wikipedia).

Aus der Perspektive von Umwelt- und Klimaschutz erweist sich der Parkplatz darüber hinaus als keine geeignete Bebauungsform. Aufgrund der Bodenversiegelung kann überschüssiges Wasser nicht direkt vom Boden aufgenommen werden und die Option einer flächendeckenden Begrünung, welche das Stadtklima und die Luftqualität verbessern wie auch die urbane Artenvielfalt unterstützen könnte, entfällt.

Es wird deutlich, dass es nicht zielführend sein kann, nur mehr Parkplätze in gewohnter Weise zu errichten. Um der aufreibenden Parkplatzsuche umweltgerecht zu begegnen, kommt es vielmehr auf einen bedachten Mix aus verschiedenen, ineinander greifende Maßnahmen an.

Das Raumdilemma der Städte

Städte wachsen kontinuierlich bei begrenztem Flächenangebot, wodurch die Preise für die Bodennutzung stabil steigen. Mit dem Wachstum der Städte nimmt jedoch der Verkehr stetig zu, was wiederum die Nachfrage nach Parkplätzen weiter antreibt.

Doch höheres Aufkommen von Autoverkehr führt wiederum zu vermehrtem Stau, steigendem Lärm und stärkerer Luftverschmutzung. Eine langwierige Parkplatzsuche aufgrund von fehlenden Abstellflächen erhöht diese Belastungen zusätzlich auch für andere Verkehrsteilnehmer und Anwohner; etwa wenn Autos eng entlang von Gehsteigen und Fahrradwegen geparkt oder einfach willkürlich abgestellt werden. Manchmal bleibt kaum Platz, um zu Fuß, geschweige denn mit einem Kinderwagen, Rollator oder Rollstuhl auf Gehwegen ungehindert voranzukommen. Täglich kommt es zu Gefährdungssituationen, wenn man unvermittelt ausweichen muss oder die eigene Sicht durch parkende Wagen eingeschränkt wird. Mehr Autos in der Stadt bedeuten letztendlich mehr Gedränge und Stress für alle Verkehrsteilnehmer.

Platzhirsch aus Blech

In den beengten Straßen von Städten fällt zudem besonders auf, dass die Autos selbst immer raumgreifender geworden sind. Ein heutiger SUV passt aufgrund seiner stattlichen Ausmaße nicht mehr auf jeden ausgewiesenen Parkplatz. Damit trägt auch das moderne Autodesign zu einer Verschärfung der Platzprobleme bei.

Angesichts dessen kann man getrost hinterfragen, warum einem Fortbewegungsmittel, das die meiste Zeit sowieso steht, überhaupt so viel öffentliche Fläche eingeräumt wird, die anderweitig genutzt werden kann.

Im Grunde können sich Städte diese herkömmliche Form der Raumaufteilung auf Kosten von Umwelt und Lebensqualität nämlich nicht leisten. Insbesondere dann nicht, wenn für das Schaffen von neuem Parkraum vorhandene Brach- und Grünflächen und somit bereits bestehende Biotope zerstört werden und noch mehr Boden unter einer Asphaltdecke verschwindet.

Und auch wirtschaftlich macht diese flächenintensive Nutzung öffentlichen Raums im gewohnten Umfang keinen Sinn.

Wie es gelingt, die verschiedenen Belange wirkungsvoll und konstruktiv miteinander zu verbinden und für eine nachhaltige Immobilienentwicklung im Blick zu behalten, möchten wir Ihnen in den nachstehenden Abschnitten vorstellen.

Wege zu einem preis- und umweltbewussten Parkraummanagement

Wie also sollen Verwaltungen von Kommunen und Städten auf diese zunächst verfahrene Situation verkehrs- und raumpolitisch angemessen reagieren?

Viele Stadtverwaltungen haben bereits verschiedene Lösungen umgesetzt, die die skizzierte Problematik angehen. Insgesamt handelt es sich um eine Entwicklungsrichtung, die mit einer Verringerung von Parkplätzen bei zunehmender Verteuerung und Dynamisierung der verfügbaren Flächen beschrieben werden kann. Sie bringt einige überfällige marktpreisorientierte Verteuerungen mit sich, die sich aus der Sachlage selbst ergeben.

Hinzu kommen neue technische Möglichkeiten, die eine zeitversetzte und ressourcenbewusste Regulierung von Verkehrsfluss und Parkraumnutzung erlauben.

Jede einzelne kann Ihnen die lästige Parkplatzsuche ersparen und dabei helfen, auch ohne eigenes Auto mobil zu bleiben.

Autolos durch die Stadt

Wie Sie bestimmt längst wissen, wird die hauptsächliche Entlastung durch die Förderung und den Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs geschaffen. Durch ein gutes öffentliches Verkehrsnetz aus Straßen- und U-Bahnen, Bussen, S-Bahnen und Zügen wird Mobilität für alle im Stadtraum befördert.

Die unschlagbaren Vorteile des öffentlichen Personenverkehrs liegen klar auf der Hand:

Er bewegt viele Menschen gleichzeitig statt einzelne oder wenige und ist von daher schon viel umweltfreundlicher.

Wenn Sie mit dem Auto fahren wollen, weil zum Beispiel die Fahrt mit öffentlichen Verbindungen aufgrund von Fahrt- und Umsteigezeiten zu zeitaufwändig ist, können Sie auf

Park and Ride-Anlagen (P+R) zurückgreifen. Es handelt sich dabei um Stellplätze an Haltestellen des öffentlichen Personenverkehrs. Sie lassen ihr Auto einfach dort sicher stehen und fahren dann mit öffentlichen Verkehrsmitteln weiter. So bleiben die besonders beanspruchten Innenstadträume vom Autoverkehr verschont.

Parken für Fortgeschrittene

Beim Parken innerhalb von Städten bieten sich mittlerweile sogar softwaregestützte Just-in-time-Lösungen an. Diese können Sie bei der Parkplatzsuche unterstützen, indem sie Ihnen freie Plätze in Ihrer Zielumgebung anzeigen. Je nach Anbieter können freie Parkplätze auch schon online vor Abfahrt gebucht werden.

Automatische Parksysteme wiederum schaffen mehr Parkplatz durch eine gleichzeitig horizontale wie vertikale Anordnung der Fahrzeuge. Da sie sich sogar in bereits bestehende Gebäude integrieren lassen, erweitern sie bereits vorhandene Parkflächen durch deren Verdichtung und ermöglichen so eine deutlich verbesserte Bewirtschaftung und Sie können Sie Ihr Auto einfach bequem und sicher abstellen.

Steuerung mittels Parkgebühren

Das gezielte Erhöhen von Parkgebühren für bestimmte Gegenden hat sich ebenfalls als lohnendes Mittel zu einer nachhaltigeren Parkraumbewirtschaftung etabliert. Damit lassen sich beispielsweise die hoch frequentierten Innenstädte entlasten und darüber hinaus deren Aufenthaltsqualität erhöhen, was sich dann wiederum positiv für den lokalen Einzelhandel und die dort ansässige Gastronomie auswirkt. Und schließlich macht ein Stadtbummel ohne störenden Autoverkehr doch auch gleich mehr Spaß.

Bedingt durch die Entwicklung im Autodesign können sich Parkplatzgebühren prinzipiell auch an der tatsächlichen Größe von Autos orientieren. Wenn der Parkplatz in den herkömmlichen Abmessungen für moderne PKW zu klein geworden ist, lassen sich zum Beispiel alternativ zwei Parkplätze zu einem zusammenlegen, der dann entsprechend teurer würde.

Autoverzicht leicht gemacht

Ein weiterer wichtiger Baustein ist die Förderung von Car Sharing Angeboten. Das Leihen eines Wagens für den Gebrauchsfall reduziert aufgrund von anbietereigenen Abstellstationen und Parkplätzen das überflüssige Umherfahren bei der Parkplatzsuche und verdeutlicht darüber hinausgehend, dass ein eigenes Auto in der Stadt durchaus leicht verzichtbar ist. Wird dieses Angebot beispielsweise von einer merklichen Anhebung der Anwohnerparkgebühren gestützt, fällt dieser Gedankenschritt umso leichter.

Um Abgase und Lärm breitenwirksam zu vermindern, gilt es, E-Mobilität zu fördern. Und zwar als Antrieb für Autos und für umweltfreundliche und platzsparende Verkehrsmittel wie E-Bikes und Lastenräder, die auch für Lieferzwecke innerhalb des Stadtraums eingesetzt werden können.

Mittels all dieser Maßnahmen kann eine signifikante Verringerung des Parkplatzbedarfs bei gleichzeitiger Verbesserung der Parkplatzsuche erreicht werden, so dass, eventuell nach einem Punktesystem oder stadtteilbezogen, überständige Parkflächen sogar wieder entsiegelt und neu begrünt werden können. Das wäre das richtige Ziel.

Die neue Ausgangslage für Anwohner

Sie sehen also, dass es ganz unterschiedliche Stellschrauben gibt, um die bisher stark autofokussierte Vergangenheit verkehrspolitisch zu verabschieden und eine klimafreundliche Mobilität für die Anforderungen, Bedürfnisse und Wünsche der heutigen Welt zu gestalten, die zugleich das Leben in den Städten schöner macht.

Eine entscheidende politische Weichenstellung auf diesem Weg ist der Wegfall der Gebührenobergrenze für das Anwohnerparken im Juni 2020 von zuvor maximal 30,00 € pro Jahr und die zeitgleiche Ermächtigung der Länder, diese selbst festzusetzen oder aber den Städten und Kommunen zu überlassen.

Dieser Schritt wurde auch vom Verband der Automobilindustrie (VDA) begrüßt, der fordert, die Preise einkommensabhängig zu staffeln.